Mittwoch, 26. April 2023

1997

ANDREAS DÜNKLER

Hamburg. Andreas Dünkler (29) hatte sich am Abend des 18. Februar 1997 mit zwei Freunden verabredet, um im Millerntorstadion das Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen den VfL Bochum zu besuchen. Das Fußballspiel wurde nach einer sturmbedingten Beschädigung des Stadions allerdings kurzfristig abgesagt. Die drei Freunde begaben sich daraufhin in einen Irish Pub in der Altstadt. Nach dem Verzehr eines Bieres begab sich Andreas Dünkler gegen 22.00 Uhr mit einem Freund zum Hamburger Hauptbahnhof. Sein Begleiter verabschiedete sich dort von ihm, Andreas Dünkler blieb auf dem Bahnsteig der U Bahn-Linie 1 allein zurück. Er wartete dort auf den nächsten Zug in Richtung Norden, um nach Hause zu fahren. Hier wurde Andreas Dünkler zuletzt gesichert gesehen.

Ein von den Ermittlern vernommener Zeuge berichtete, er habe seinerzeit gesehen, wie eine männliche Person mit großer Ähnlichkeit zu Andreas Dünkler von zwei männlichen Personen gegen 23.00 Uhr in einem Waggon der Linie U1 in Fahrtrichtung Norden von links und rechts gestützt wurde. Diese Person wirkte auf den Zeugen schlapp, abwesend und verletzt. Als die drei Personen an der Station Kellinghusenstraße von der Sitzbank aufstanden, hinterließ die gestützte Person einen mutmaßlichen Blutfleck auf der Sitzbank. Der Zeuge konnte weiterhin erkennen, daß die gestützte Person durch die beiden Begleiter in Richtung des Treppenabgangs mitgeschleift wurde und nicht auf eigenen Füßen ging. Die beiden Begleiter sprachen in einer für den deutschen Zeugen fremden Sprache miteinander.

Der beobachtete Verletzte wurde durch den Zeugen wie folgt beschrieben:

Männlich, kräftig, ca. 30 Jahre, ca. 1,80 Meter, Schirmmütze mit Schirm nach hinten, khakifarbener Militärparka

Die beiden stützenden Begleiter wurden durch den Zeugen wie folgt beschrieben:

Person 1: Männlich, schlank/eher dünn, ca. 1,80 Meter, dunkelblonde Haare (vorne kurz geschnitten, hinten zurückgekämmt), verwaschene Jeans mit ausgefransten Löchern, dünne, blousonartige Jacke

Person 2: Männlich, schlank/sehr durchtrainiert, 1,75 bis 1,80 Meter, dunkelbraune Haare (glatt nach hinten zu einem ca. 5 cm langen Pferdeschwanz gebunden), Trainingshose, Blouson mit Aufschrift

Zeugen, die Angaben zu der beschriebenen Situation oder den beschriebenen Personen machen können oder die anderweitige Hinweise zu Andreas Dünkler geben können, werden gebeten sich unter der Rufnummer (040) 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder einer Polizeidienststelle zu melden.


AXEL FRITZ BONIN

Hamburg. Axel Fritz Bonin (38) wurde zuletzt am Nachmittag des 20. Juni 1997 beim Einsteigen in einen dunklen Pkw an seiner Wohnanschrift im Fuhlsbütteler Weg 58 in 22453 Hamburg beobachtet. Eigentlich hatte der Geschädigte eine Kurzreise über Berlin, wo er gelegentlich gearbeitet haben soll, in die polnisch/deutsche Grenzstadt Zielona Gora geplant. 

Das ebenfalls seit dem 20. Juni 1997 verschwundene Fahrzeug des Geschädigten - ein weißer VW Golf mit dem Kennzeichen HH-CR 1132 - wurde knapp ein Jahr später, am 13. Mai 1998 in Hamburg-St.Pauli in der Lincolnstraße Höhe der Hausnummern 14-16 aufgefunden.

Personenbeschreibung:

Größe 1,92 Meter, kräftige Statur, kurze dunkle Haare. Besonderes Merkmal: drei Zentimeter lange Narbe oberhalb des linken Auges.

Die bisherigen Ermittlungen der Polizei Hamburg führten nicht zur Tataufklärung. Aus Sicht der Ermittler besteht der Verdacht des Mordes zum Nachteil von Herrn Bonin.

Die Staatsanwaltschaft und die Cold Cases-Ermittler wenden sich nun erneut an die Öffentlichkeit, um neue Informationen zu erlangen und Unstimmigkeiten oder Widersprüche damaliger Zeugen aufzuklären.

Die Fragen der Ermittler:

Wer kann Angaben zur Person, zum Beruf und zum Umfeld des Geschädigten machen?

Wer kann Angaben zum weiteren Verbleib des Geschädigten machen?

Wer kann Angaben zum möglichen Tatmotiv machen?

Wer beobachtete das Abstellen des PKW im Mai 1998 in der Lincolnstraße?

Wer kann Angaben zu einem mutmaßlichen Täter machen?

Zeugen werden gebeten, sich an das Hinweistelefon der Polizei Hamburg (040) 4286-56789 oder an jede Polizeidienststelle zu wenden.


MARCEL HERMEKING

Berlin. Es ist der Nachmittag des 21. September 1997 - der Weltkindertag. Marcel Hermeking (10) verabschiedet sich von seiner Mutter Christa und seinen Geschwistern, er will zu einem Kinderfest auf dem Alexanderplatz. Er bekommt von der Mutter noch ein paar Mark für Süßigkeiten in die Hand gedrückt und fährt schließlich mit der U-Bahn die zwei Stationen bis zum Alex. Gegen 17 Uhr kommt Marcel dort an. Augenzeugen beschreiben ihn später als einen frechen Jungen, der sich auffällig verhielt, weil er grundlos Fahrgäste beschimpfte. Danach verliert sich seine Spur.

Personenbeschreibung:

Marcel hat eine zierliche Figur, 1,30 Meter groß, blondes glattes Haar mit langem Pony, blaue Augen.

Mit viel Aufwand sucht die Berliner Polizei über einen Monat nach dem schmächtigen Kind. Fotos werden veröffentlicht, sogar eine Soko Marcel wird gegründet. Weil die Ermittler schon früh Schlimmeres befürchten als nur einen zehnjährigen auf Trebe. Denn schon vor dem Verschwinden von Marcel Hermeking hatte die Berliner Polizei nach mehreren vermissten Jungen gefahndet, die nicht dem typischen Bild eines Ausreißers entsprachen. Zwei von ihnen, der achtjährige Daniel Beyer und der 13jährige Stefan Lamprecht, waren schließlich ermordet aufgefunden worden. Und Marcel kam nicht nur aus der direkten Nachbarschaft des ermordeten Daniel Beyer, er ging mit ihm sogar auf dieselbe Schule und sah ihm sehr ähnlich. Die Polizei schloss nicht mehr aus, daß vielleicht ein Serienmörder die Kinder auf dem Gewissen haben könnte.

Doch die Ermittlungen führen ins Leere. Bis zum 25.Oktober, als gegen den als pädophil bekannten Michael Kalmutzke ein Haftbefehl wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen vollstreckt wird. Für die Ermittler ist der gelernte Elektriker, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, kein Unbekannter. Bereits früher war er auffällig geworden - wegen Nacktfotos, die er von Jungen gemacht hatte. Diesmal finden die Beamten in Kalmutzkes Wohnung über 1.000 Fotos von Jungen in eindeutigen Posen. Den Kindern, die er meist auf Spielplätzen oder auf der Straße angesprochen hatte, zahlte er kleine Taschengelder, damit sie sich von ihm fotografieren ließen. Während der weiteren Ermittlungen werden weitere Missbrauchstaten bekannt. Und Kalmutzke gibt schließlich sogar zu, Marcel Hermeking zu kennen. Er will ihn sogar am 21. September auf dem Alex getroffen haben.

Die Soko Marcel lässt daraufhin über 900 Wohnungen, Häuser, Dachböden, Grünanlagen, Gewässer und andere Orte in Berlin und im Umland nach dem verschwundenen Jungen absuchen. Bei den stundenlangen Vernehmungen von Kalmutzke sowie von Bekannten und Freunden des Tatverdächtigen stoßen die Ermittler auf ein ganzes Netzwerk von Männern mit ähnlichen sexuellen Vorlieben wie Michael Kalmutzke. Immer mehr verdichten sich die Hinweise auf ihn als mutmaßlichen Mörder von Marcel Hermeking. Der Haftbefehl wird auf den Tatbestand des Mordes erweitert - obwohl es kein Geständnis und keine Leiche gibt.

Schließlich verstrickt sich der Kalmutzke in Widersprüche, spricht sogar in der dritten Person von dem Täter, der den Jungen nicht umbringen wollte, der den Unglücksfall bedauert und der die Leiche in einem Waldstück bei Strausberg verscharrt hatte. Nicht in Wasser, damit der Junge nicht friert, sagt er in einem der vielen Gespräche mit den Ermittlern der Mordkommision. Kalmutzke gibt der Polizei sogar eine genaue Wegbeschreibung, erklärt sich auch bereit, die Beamten zu der Stelle führen, wo die Leiche liegen soll. Doch als er schließlich mit den Kripoleuten im Wald steht, will ihm nicht mehr einfallen, wo der Mörder den Jungen vergraben hatte. Wir glaubten mehrfach, Herr Kalmutzke sei kurz davor zu gestehen. Doch dann brach er in sich zusammen und redete nur noch wirres Zeug, sagte einer der Ermittler damals verzweifelt.

Letztendlich kommt Michael Kalmutzke im Juli 1998 auf freien Fuß, nach neun Monaten Untersuchungshaft. Er war zwischenzeitlich zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden - wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in insgesamt 16 Fällen. Das Verschwinden von Marcel Hermeking war jedoch nie Inhalt einer Anklage. Doch damit hielten sich Polizei und Staatsanwaltschaft nur eine Hintertür offen. Denn wäre Michael Kalmutzke aufgrund der fehlenden Leiche in einem Prozess freigesprochen worden, hätte er wegen des Falls Hermeking nie wieder angeklagt werden können. Somit ist weiterhin alles offen. Im Moment kann man nicht viel machen, so ein Ermittler. Aber wir bleiben weiter dran.


DORIS MÖNNINGHOFF



Wielen. Doris Mönninghoff war 31 Jahre alt, als sie ihre Wohnung am 14. Novenber 1997 mit unbekanntem Ziel verließ und seitdem nicht wieder augetaucht ist. Unverständlich ist, warum ließ sie ihre beiden Söhne - 9 Jahre und 1 Jahr - zurück? Außerdem war sie von ihrem zweiten Lebensgefährten (28), erneut schwanger. Mit ihm, den sie über eine Partnervermittlung kennenlernte und den Kindern, lebte sie in Wielen, nahe der niederländischen Grenze.
 
Am 24. November 1997 machte Doris ihrem 9jährigen Sohn morgens Frühstück, bevor er um 7.45 Uhr zur Schule aufbrach. Da ihr Lebensgefährte Nachtschicht hatte, lag dieser noch schlafend im Gästezimmer. Doris‘ Sohn fuhr zunächst mit dem Fahrrad zum Bus und dann mit dem Bus weiter zur Schule. Er sah noch, wie ein Auto auf den Hof zuhause fuhr. Er konnte aber weder das Kennzeichen noch einen Fahrer oder den Fahrzeugtyp erkennen.

Der 14 Monate alte Sohn begann gegen 10 Uhr morgens plötzlich an zu schreien. Von diesen Schreien wurde dann auch der Lebensgefährte geweckt. Er suchte nach Doris, fand aber lediglich einen Zettel auf dem Küchentisch mit den Worten: Ich weiß, du wirst es nicht verstehen, aber ich denke, du wirst mit den Kindern klarkommen, deshalb muss ich gehen. Bitte tu mir einen Gefallen und suche nicht nach mir. Doris. Daneben lagen noch die Krankenkassenkarten der Kinder.

Während der Ermittlungen stieß die Kripo auf ein Telefonat, das am Morgen des Verschwindens um 9.37 Uhr geführt wurde. Es dauerte nur 23 Sekunden und ging in den Nachbarort Uelsen. Wer genau angerufen wurde, und ob es Doris Mönninghoff war, konnte nicht ermittelt werden. Drei Monate später meldete sich aber ein Ehepaar aus Uelsen. Sie sagten, daß sie am Morgen des 24. November 1997 einen merkwürdigen Anruf bekamen. Eine Frau war am Telefon und rief verzweifelt um Hilfe. Das Ehepaar kannte weder Doris noch ihren Lebensgefährten.

Am 3. August 2016 wurde der Fall Doris Mönninghoff bei Aktenzeichen XY ungelöst ausgestrahlt. Daraufhin gingen auch einige Hinweise ein. Leider war aber nicht herauszufinden, wie die Ermittlungen weiter verliefen.

Die Ermittler gehen stark davon aus, daß Doris Mönninghoff getötet wurde. Ob der Lebensgefährte darin verwickelt ist, konnte nicht herausgefunden werden. Dieser Lebensgefährte von Doris wurde Jahre später wegen Körperverletzung mit Todesfolge an seiner späteren Ehefrau verurteilt. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Brandaktuell

Bremervörde. Der autistische Arian Arnold (6) wurde am 22. April 2024 als vermisst gemeldet. Die Polizei geht davon aus, daß er sein Zuhause...