Mittwoch, 26. April 2023

1990

INES HEIDER


Hermsdorf. Die 27jährige aus Hermsdorf arbeitete als Köchin und Kellnerin und hatte einen kleinen Sohn. Mit dem Vater des Zweijährigen war sie nicht mehr zusammen. Sie wollte ein freieres Leben führen, also sie wollte sich nicht nur an einen Mann für immer und ewig gebunden fühlen. Aus den Gründen hat sie es also vorgezogen, sich von ihm trennen, sagt der ehemalige Mordermittler Thiers.

Am Morgen des 4. Januar 1990, dem Tag ihres Verschwindens, traf sich die junge Frau mit ihrer Mutter zum Frühstück. Doch der Ex tauchte auf - mit Sachen von ihr im Gepäck. Sie stieg in sein Auto, wollte die übergebenen Dinge zu sich bringen. Danach haben sie die Wohnung wieder verlassen, dafür gibt's eine Zeugin, die sie alle beide im Haus gesehen hatte, erklärt Thiers.

Um die restlichen Sachen aus seinem Haus zu holen, seien die zwei erst zu ihm und anschließend wieder in Richtung ihrer Wohnung gefahren.

Im Bereich des Bahnhofs hat er angeblich Ines Heider wissen lassen, daß er auf der Arbeitsstelle noch was abklären müsste, so Thiers. Sie sei also gelaufen, doch Zeugen, die sie auf dem Nachhauseweg gesehen haben, wurden nicht gefunden - noch immer gibt es keinen Beweis, daß Ines Heider jemals dort angekommen ist.

Im Visier der Ermittler ist natürlich der ehemalige Lebensgefährte. Er hatte zwar kein Alibi, aber er ist der Letzte, der sie gesehen hat, aber wir hatten keinerlei andere Spuren und Möglichkeiten, daß er unter Umständen mit dem Verschwinden oder vielleicht sogar mit einer Tötung etwas zu tun haben könnte, resümiert der Pensionär.

Was ist also mit der jungen Mutter passiert? Wurde sie von einem Unbekannten umgebracht? Oder ist sie abgehauen? Gegenüber Kollegen äußerte sie den Wunsch, gemeinsam mit ihrem Sohn in die BRD zu gehen. Doch das Kind blieb in Hermsdorf zurück. Allerdings gibt es eine Zeugin, die Ines am Tag ihres Verschwindens beim Einsteigen in ein westdeutsches Auto beobachtet habe.

Die Eltern von Ines Heider haben eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt um den Fall endlich zu lösen.


CHRISTINA HERMERT

Halle. Die damals 22jährige Hallenserin Christina Hermert wurde am 20. Januar 1990 das letzte Mal von einer Nachbarin gesehen. Die junge Frau lebte damals im Stadtteil Heide-Nord. Hermert war von ihrem Ehemann getrennt und kämpfte um das Sorgerecht für die beiden Kinder. Kurz bevor der entscheidende Bescheid des Jugendamtes eintreffen sollte, verschwindet die Mutter. Ihre Spur verliert sich an der Wilhelm Heinrich-Brücke.

Die Eltern von Christina Hermert haben in all den Jahren nie die Hoffnung aufgegeben, doch noch etwas über das Schicksal ihrer Tochter zu erfahren. Auch Christinas Kinder sind mittlerweile schon erwachsen und wollen immer noch wissen, was mit ihrer Mutter passiert ist. 

Hinweisgeber können sich unter der Telefonnummer (0345) 2241291 melden.


1991

NATHALIE GEIJSBREGTS

Leefdaal (Belgien). Am 26. Februar 1991 sollte die zehnjährige Nathalie Geijsbregts den Schulbus nehmen, seitdem ist sie verschwunden. Die Eltern von Nathalie hatten ihre Tochter an der Haltestelle abgesetzt, damit sie mit dem Bus zur Schule fahren konnte. Wie sich später herausstellte, war sie nie in den Bus eingestiegen. Vermutlich wurde sie entführt.

Trotz mehrerer Spuren kam es nie zu einem Durchbruch. Nathalie wurde nie gefunden. 

Unmittelbar nach dem Verschwinden starteten die Eltern von Nathalie eine große Suchaktion in der Nachbarschaft und verteilten Fotos von Natalie. Polizei und Gerichte suchten mit allen Mitteln nach einer Spur, aber ohne Ergebnis. 

Im Jahr 1999 erhielten die Ermittler einen wichtigen Hinweis. Ein Lastwagenfahrer, der in den Niederlanden wegen drei Kindermorden im Gefängnis saß, gestand einem Mitgefangenen, dass er Nathalie vergewaltigt und getötet hat. Zumindest behauptete das der Mitgefangene. Der LKW-Fahrer hat dies aber bei den Verhören nie zugegeben. Im September 2001 starb der Mann nach einem Unfall im Gefängnis. Das Gericht durchsuchte mehrere Orte, an denen der Mann Nathalies Leiche hätte ablegen können, aber ohne Erfolg. 

Als der Serienmörder Michel Fourniret im Juli 2004 gefasst wurde, glaubte man, auch den Täter im Fall Nathalie Geijsbregts gefunden zu haben. Der Verdacht konnte nicht erhärtet werden.  

Drei Jahre später wurde ein Mann aus Rotselaar wegen des Verdachts der Entführung verhaftet, aber aus Mangel an Beweisen und nachdem er einen Lügendetektortest bestanden hatte, wieder freigelassen. Dennoch will der Leiter der Suchstelle nach vermissten Personen die Hoffnung nicht aufgeben.

Haben Sie weitere Informationen zum Fall Nathalie Geijsbregts? Dann kontaktieren Sie die belgische Bundespolizei über die kostenlose Nummer (0800) 30300 oder das Online-Hinweisformular:  https://www.politie.be/5998/nl/opsporingen/vermiste-personen/minderjarigen/nathalie-geijsbregts (Niederländische Sprache)


TANJA REINTJES

Kleve. Seit dem 8. April 1991 wird die damals 14jährige Tanja Reintjes, zuletzt wohnhaft in Kleve, vermisst. Sie verließ die Wohnung ohne Angabe von Gründen, seitdem ist ihr Aufenthaltsort unbekannt. Die Jugendliche zählte CB-Funk zu ihrem Hobby. 

Personenbeschreibung:

Größe ca. 1,55 Meter, scheinbares Alter etwa 17 Jahre, schlanke Statur, blaue Augen, lange gelockte blonde Haare, drei Ohrringe in jedem Ohr.

Bekleidet war sie mit einem Jeansanzug, auf dem rechtem Hosenbein ein gestickter roter Papagei. Dazu trug sie weiße Turnschuhe mit Reflektoren. 

Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Kalkar unter Telefon (02824) 880 entgegen.


OTTO-ERICH SIMON


Düsseldorf. Otto-Erich Simon (71) entstammte einer Winzerfamilie aus Lösnich an der Mosel. 1963 kaufte er zwei Geschäftshäuser an der Düsseldorfer Prachtmeile Königsallee 76 und 78. Simon führte ein unscheinbares Leben und war in der Stadt Düsseldorf bis zu den Medienberichten über sein Verschwinden kaum bekannt.

Simon wurde am 12. Juli 1991 zuletzt lebend gesehen. Dieses Datum ist auch das mutmaßliche Todesdatum. Nur kurze Zeit nach dem Verschwinden, am 22. Juli 1991, legte der Düsseldorfer Geschäftsmann und Bauunternehmer Hans Hansen bei einem schweizerischen Notar den Kaufvertrag für beide Immobilien an der Königsallee vor. Am 14. September 1991 erschien in der lokalen Ausgabe der Bild Zeitung der Artikel Der komische Opa von der Kö, in dem berichtet wurde, daß der 71jährige Simon beide Häuser für 30 Millionen DM verkaufte und mit den Geldkoffern (Gesamtgewicht 45 kg) verschwand. Den späteren Zeugenberichten zufolge lebte Simon in einem luxuriösen Ambiente, ausgestattet mit Gemälden und Porzellan. Die Zeitungsberichte weckten allerdings kein Interesse der Justizbehörden.

Erst im Dezember 1991, nachdem die ersten Bautrupps in die Häuser eingerückt und dort auf persönliche Gegenstände in der nicht gänzlich ausgeräumten Wohnung gestoßen waren, wurde die Polizei benachrichtigt. Von einem Bekannten Simons wurde Vermisstenanzeige erstattet. Bereits nach den ersten Polizeiermittlungen entpuppte sich die Unterschrift Simons auf dem Kaufvertrag als Fälschung. Als Tatverdächtiger wurde der Käufer Hans Hansen verhaftet.

Die 17köpfige Sonderkommission der Polizei konnte die Leiche Simons nie finden, auch in der Wohnung gab es keine Spuren. Der Mordprozess gegen Hansen begann am 1. Februar 1994. Der Fall Simon sorgte nicht nur in der regionalen Presse für Aufsehen. Als Indizien gegen Hansen dienten der gefälschte Kaufvertrag und eine Quittung über den Kauf von Säge, Spaten, Müllsäcken und Kreuzhacke. Während des Prozesses wurden mehr als 100 Zeugen gehört und kurioseste Szenarien durchgespielt. Nach 135 Verhandlungstagen wurde 1996 der Indizienprozess ausgesetzt, weil der Angeklagte unter Depressionen litt und zeitweise an den Verhandlungen nicht teilnehmen konnte. 1998 wurde der Haftbefehl gegen Hansen aufgehoben.

Nach dem Verschollenheitsgesetz galt Simon juristisch als verschollen. Vom Amtsgericht Düsseldorf wurde Simon Ende Januar 1997 für tot erklärt. Anfang 2002 wurde das Gerichtsverfahren wegen Mordes wegen der dauerhaften Verhandlungsunfähigkeit des Beschuldigten eingestellt.

Auf dem Düsseldorf Nordfriedhof erinnert eine Grabplatte mit der Aufschrift In Memoriam Otto-Erich Simon an ihn.

1992

SIMONE KLUTZ


Berlin. Seit 1992 wird Simone Klutz (13) vermisst. Tatverdächtig an ihrem Verschwinden ist ein Mann, der mit dem Mädchen bekannt war. Seine Stieftochter war mit ihr befreundet. Er wird verdächtigt, Simone die er sexuell missbraucht hat, erwürgt und danach in einem Waldgebiet in Oranienburg, Nahe Berlin, verscharrt zu haben. Das hatte er seiner Stieftochter gestanden. Seine Stieftochter wurde ebenfalls von ihm sexuell missbraucht. Der Mord an Simone konnte ihm nicht nachgewiesen werden und er wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

1976 schon war Hans-Jürgen R. zwei Jahre im Gefängnis, weil er einen zehnjährigen Jungen unter Bedrohung mit einer Gaspistole sexuell missbrauchte. 1978 bekam er drei Jahre und sechs Monate Gefängnis wegen sexuellen Missbrauchs eines neunjährigen Jungen. Er verbrachte nach der Haft zwei Jahre in einer Psychiatrie. Er verging sich anschließend etwa sechs Jahre lang an seiner Stieftochter Diana. Dafür erhielt er am 11. Januar 1993 vom Landgericht fünf Jahre Gefängnis.

2008 steht er wieder vor Gericht, weil er seinen Sohn über Jahre missbraucht haben soll.

Die 13jährige Simone Klutz wurde nie gefunden.


LIESELOTTE LAUER



Gunzenhausen. Lieselotte Lauer (30) beendete am 1. Juli 1992 kurz nach Mitternacht ihre Spätschicht und fuhr von ihrer Arbeitsstelle bei der Firma SEL in Gunzenhausen nach Hause in ihre Wohnung in Haundorf. Kurz darauf hatte sie die Wohnung mit bisher unbekanntem Ziel jedoch wieder verlassen. Sie kehrte offensichtlich erst gegen 8 Uhr am nächsten Morgen wieder zurück. Gegen 10.30 Uhr wurde sie in der Innenstadt von Gunzenhausen zum letzten Mal gesehen. Danach verliert sich ihre Spur.

Ihr Pkw, ein orangefarbener Ford Fiesta, amtliches Kennzeichen WUG-AN 438, wurde zwei Tage später, am 3. Juli 1992, auf einem Parkplatz am westlichen Stadtrand von Gunzenhausen aufgefunden.

Personenbeschreibung:
30 Jahre alt, ca. 1,50 bis 1,55 Meter groß, schlank, lange blond gelockte Haare.

Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß Lieselotte (genannt Lissy) mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Die Kriminalpolizeiinspektion Ansbach, die Staatsanwaltschaft Ansbach und das BKA bitten die Bevölkerung daher um Mithilfe und fragen:

Haben Sie Hinweise, wo oder mit wem Lieselotte Lauer die Nacht bzw. den Vormittag des 1. Juli 1992 verbracht hat?
Können Sie Angaben zum PKW Ford Fiesta und / oder dessen Fundort machen?
Können Sie sonstige sachdienliche Hinweise zum Verschwinden der Lissy Lauer geben?

Die hierzu eigens gegründete Arbeitsgruppe (AG) Lissy führt in diesem Zusammenhang die Ermittlungen in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Ansbach.

Der Fall, der die Ermittler über Jahrzehnte nicht losließ, wurde in einem Filmbeitrag in der Sendung Aktenzeichen XY… ungelöst im ZDF ausgestrahlt. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falls führen, ist ein Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt worden. 

Sachdienliche Hinweise nimmt darüber hinaus jede Polizeidienststelle, insbesondere der Kriminaldauerdienst Mittelfranken unter der Telefonnummer (0911) 21123333 entgegen.

1993

EMIN ÖNEN

Köln. Am Sonntag, 16. Mai 1993, hatte Emin Önen (10) um 15 Uhr einen Mann treffen wollen, der damals im evangelischen Pfarrhaus wohnte und mit dem Emin sich anfreunden wollte. Doch Siegfried S. war nicht da. Mehrere Zeugen haben den Jungen danach noch gesehen, zuletzt gegen 20 Uhr an der Kreisstraße 4 zwischen Buir und Manheim, einem Städtchen westlich von Köln. Dann verliert sich Emins Spur. 

Mit Hochdruck suchten Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk rund um Buir nach dem zehnjährigen Jungen und durchkämmten auch eine Kiesgrube, wo Steilhänge und Schlammgruben Gefahren für Kinder bilden. Die Polizei nahm Siegfried S. genau unter die Lupe. Doch der Mann hatte ein hieb- und stichfestes Alibi, berichtet Jürgen Chrobok. 

Emins Foto wurde auf Milchtüten gedruckt und erschien im Musikvideo der Popgruppe Soul Asylum zu einem Lied über von daheim ausgerissene Kinder und Jugendliche. Die Eltern von Emin setzten eine Belohnung in Höhe von 25.000 Mark aus - ohne Erfolg. Bei der Familie meldete sich lediglich eine damals 32jährige, die drohte, Emin zu ermorden. 50.000 Mark sollten die Eltern in einer Telefonzelle in Kerpen-Türnich deponieren. Die Polizei setzte eine Fangschaltung ein und fasste die Frau bei der Geldübergabe. 

Die leidgeprüfte Familie freut sich zwar über jeden Suchaufruf, meidet inzwischen aber die Öffentlichkeit. Emins Vater leidet noch immer sehr, sagt Ömer Önens Schwiegertochter, denn das Schlimme ist die Ungewissheit. Wir hoffen, daß Emin irgendwo lebt und glücklich ist. 

Die Chancen, Langzeitvermisste lebend wiederzufinden, sind leider sehr gering, sagt hingegen Monika Bruhns von der Eterninitiative vermisster Kinder, die die Familien von rund 100 der bundesweit etwa 1.000 vermissten Kinder betreut. Wir sehen uns daher mehr als Begleitung für die Verwandten, denen wir Gesprächspartner sein wollen und für die wir auf das Schicksal ihrer Kinder aufmerksam machen, erläutert Bruhns. Seelische Unterstützung erhält die Familie auch von der Langzeitvermisstenstelle der Polizei. Wann immer Jahrestage ins Haus stehen, melden sich unsere Beamten bei den Angehörigen oder schauen auf einen Besuch vorbei, sagt Polizeisprecher Chrobok.

Bislang hat es keinen brauchbaren Hinweis darauf gegeben, wo Emin ist, ob er noch lebt oder ob er das Opfer eines Verbrechens geworden ist. Der Junge ist wie vom Erdboden verschluckt, sagt Jürgen Chrobok, der Sprecher der Polizei im Erftkreis. Auch Monika Bruhns von der Elterninitiative vermisste Kinder (EvK) in Kisdorf bei Hamburg, klingt resigniert: Alle Hinweise waren so schwammig, daß wir sie noch nicht mal an die Polizei weitergegeben haben.


JUTTA FUCHS

Bremen. Jutta Fuchs (29) lebte zusammen mit ihrem Lebensgefährten Wolfgang O. und dem gemeinsamen zweijährigen Sohn im Haus von O.s Eltern in Bremen-Nord. Im Sommer 1993 will sie die Beziehung beenden und ihren Sohn mitnehmen. Sie hat schon eine Wohnung gemietet, teilweise eingerichtet und den Kühlschrank mit Lebensmitteln gefüllt. Am 26. Juni 1993 soll der Umzug sein. Aber der findet nicht statt. Jutta Fuchs ist verschwunden. Am Tag danach wird auf dem Autobahnparkplatz Mittelkämpe an der A27 das Portemonnaie von Jutta Fuchs mit Geld und Scheckkarte gefunden. Dazu ihr Reisepass, ihr Personalausweis und der Kinderausweis ihres Sohnes.

Ob Jutta Fuchs Opfer eines Verbrechens geworden ist, weiß niemand. Sicher scheint: Seit dieser Zeit hat niemand, der sie kannte, sie gesehen oder was von ihr gehört. Sehr wahrscheinlich wurde sie von jemandem getötet und ihre Leiche sehr gut versteckt. Aber sicher weiß das - wie gesagt - niemand.

Jutta Fuchs' Lebensgefährte Wolfgang O. gerät schnell unter Verdacht, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Er hatte ein Motiv, weil sie ihn verlassen und den gemeinsamen Sohn mitnehmen wollte. Die Polizei ertappt ihn bei seinen Angaben darüber, was er am Abend in der Nacht vor Jutta Fuchs‘ Verschwinden getan hat, bei diversen Ungereimtheiten und Unwahrheiten. Und er hatte eine Möglichkeit, ihre Leiche absolut unauffindbar zu verstecken. Die Familie O. besaß nämlich eine Motoryacht. Die lag in Bremerhaven. Bis heute sind manche Ermittler der Kripo überzeugt: Wolfgang O. ist mit Jutta Fuchs' Leiche rausgefahren auf die Nordsee und hat sie da mit irgendwas beschwert und über Bord geworfen.

Eines Tages ziehen zwei jugendliche Angler am Tietjensee nördlich von Bremen eine Plastiktüte aus dem Wasser. Und darin - neben drei Steinen, die all das unter Wasser gehalten haben - wieder Gegenstände von Jutta Fuchs: ihre Armbanduhr, ein paar Pumps mit Pfennigabsätzen, Gesichtscreme, eine Zahnbürste und weitere Dokumente, aber derart aufgeweicht, daß sie kaum zu entziffern sind. Allerspätestens da haben die Ermittler kaum noch Zweifel: Jutta Fuchs ist tot.

Die Polizei tut, was sie kann, um ihre Leiche zu finden - und zwar jahrelang. Taucher und ein spezieller Tauchroboter suchen den Tietjensee ab, mehrere Grundstücke werden quasi umgegraben, Leichenspürhunde werden eingesetzt, eine Sickergrube wird ausgespült und der Inhalt gesiebt, der Fall wird bei Aktenzeichen XY ungelöst vorgestellt. Alles vergebens.

2013 erhebt die Bremer Staatsanwaltschaft trotzdem Anklage gegen Wolfgang O. Und nach einigem Hin und Her beginnt im August 2018 der Prozess vor dem Bremer Landgericht. Mitten im Prozess gibt es nochmal einen spektakulären Ermittlungsversuch: Der Tietjensee - 150 Meter lang, 80 Meter breit und rund 2,20 Meter tief - wird ausgepumpt. Es wird keine Leiche gefunden, keine Tatwaffe und auch sonst nichts, was zur Wahrheitsfindung hätte beitragen können. Danach plädiert sogar die Staatsanwaltschaft auf Freispruch für Wolfgang O. Und der wird dann auch freigesprochen.

Wie gesagt: Ob Jutta Fuchs Opfer eines Verbrechens geworden ist, weiß bis heute niemand.


MANUEL SCHADWALD

Berlin. Der damals Zwölfjährige Manuel Schadwald verließ am 24. Juli 1993 die Wohnung seiner Eltern im Gäßnerweg in Tempelhof. Schadwald machte sich auf den Weg zum Freizeit- und Erholungszentrum (FEZ) in der Wuhlheide, auf dessen Gelände seit den 50er Jahren die Parkeisenbahn fährt. Schadwald kannte den Weg, er ist ihn oft gefahren. Wo sich seine Spur verliert, ist unklar. Nur in der Wuhlheide kam der Junge aus Tempelhof an jenem 24. Juli nicht an.

Nach Recherchen der niederländischen Tageszeitung Algemeen Dagblad ist er Mitte der 90er Jahre von mehreren Zeugen im Rotterdamer und Amsterdamer Kinderporno-Milieu gesehen worden.

Die Polizei ging nach Schadwalds Verschwinden schnell von einem Verbrechen aus. Doch jahrelang kam sie bei der Suche nach dem Jungen nicht voran. 1997 hieß es, es gäbe Hinweise, daß Schadwald von Pädophilen nach Holland verschleppt worden sei. Später hieß es, Manuel sei auf einem Gewalt-Video zu sehen. Diese Hinweise konnten jedoch nicht verifiziert werden, heißt es bei der Polizei. Zwischenzeitlich gerieten auch die Eltern des Kindes ins Visier der Beamten. Erst kürzlich vernahmen Ermittler für ungelöste Altfälle noch einmal die Mutter Manuel Schadwalds. Die Polizisten sollen dabei auch Daten von ihrem Computer sichergestellt haben. Eine heiße Spur ergab sich daraus nicht.

Dann kam unbestätigten Informationen zufolge etwas Bewegung in den Fall Schadwald: Der verhaftete Kindermörder Martin N. aus Hamburg soll Kontakte zu Berliner Pädophilen gehabt haben. N. gilt als Mörder des neunjährigen Dennis K., der im September 2001 während einer Klassenfahrt entführt und getötet worden ist. Offenbar wird geprüft, ob N. etwas mit der Verschwinden Schadwalds zu tun haben könnte.



SEIKE SÖRENSEN


Drelsdorf. Der 5. August 1993 in der Tausend-Einwohner Gemeinde Drelsdorf ist ein beschaulicher Sommertag. Die Kühe des Bauern Sörensen grasen auf der Weide, im Garten spielt Seike (11) mit ihren Geschwistern Nicole (13) und Sven (6). Später reißt sie hinterm Stall die Brennnessel raus, dann geht sie auf die Weide und reitet auf ihrem Pferd Lucie. 

Nach dem Mittagessen verabschiedet sich das Mädchen mit den blonden kurzen Haaren und den blauen Augen. Sie werde die Oma im Dorf besuchen und sei zum Abendessen wieder da. Der Bauernhof liegt abseits des Dorfes, zehn Minuten mit dem Fahrrad. Am frühen Abend ziehen Regenwolken auf, ein Gewitter kündigt sich an. 

Seike wollte nach Hause, erinnert sich die Großmutter Käthe Sörensen (66). Ich fragte sie noch: Soll ich dich nicht besser fahren? Aber sie sagte nur: Ach was. Tschüss Oma! und weg war sie. 

Es war 17.45 Uhr. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen. Ich war in Sorge wegen des Wetters. Ich schaute aus dem Fenster und rief schließlich meine Schwiegermutter an, erinnert sich Marlen Sörensen. Seike müsse längst zu Hause sein. Sie sei vor einer Dreiviertelstunde losgefahren, sagte sie. Ich rief Freundinnen an. Ohne Erfolg. Ich ging raus, lief den Weg hinunter. Von weitem sah ich das Rad. Es lag am Rand der kleinen Kreuzung, ordentlich abgelegt. Von Seike keine Spur. Ich rief, sah über die Weiden. Nichts. Panik kam auf. Ich rannte zum Haus zurück. Mein Mann rief die Polizei an. Sie reagierte schnell, ebenso die Feuerwehr, die gerade eine Übung machte

Tagelang durchforsten Polizei, Bundesgrenzschutz und die Einwohner des Dorfes die Umgebung, suchen in Tümpeln, Kanälen und Scheunen, pumpen sogar den riesigen Gülle-Container der Sörensens leer. Alles vergeblich. 

Kein Anruf eines Entführers. Kein Hinweis auf einen Sittlichkeitstäter. Nur eine vage Beobachtung von Dorfbewohnern: Man habe zum Zeitpunkt von Seikes Verschwinden einen anthrazitfarbenen Mercedes gesehen. Das Fahrzeug wurde nie ermittelt. 

Es wurde kein Söckchen, kein Taschentuch, aber auch gar nichts gefunden, sagt die Mutter. Der Chef der Mordkommission stellt nach zehn Jahren bitter fest: Außer dem Fahrrad haben wir nichts. Nicht eine Spur. Jahrelang verglich Flensburgs Polizei immer wieder andere Vermissten- und Sittlichkeitsfälle mit Seikes Verschwinden, in der Hoffnung, einem Serientäter auf die Spur zu kommen. 

Wer ist der Täter? Sie wäre nie zu Fremden freiwillig ins Auto gestiegen, sagt Marlen Sörensen. Und mit Gewalt? Vieles spreche dagegen. Das säuberlich abgelegte Rad zum Beispiel. Vielleicht war es doch ein Bekannter, der sie mitgenommen und sich an ihr vergangen hat, rätselt sie. Nur, mir fällt keiner ein. 

1994

SAMIR BEGANOVIC

Berlin. Der vermisste 12jährige Schüler verließ am 12. Februar 1994 gegen 22.00 Uhr die elterliche Wohnung in Berlin-Wilmersdorf, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Wohnung des Onkels nach Berlin-Kreuzberg zu fahren. Dort kam er nicht an. Der Vermisste soll sich nach Angaben von Zeugen im Jahr 1994 im Bereich der Karl Marx-Straße und Umgebung in Berlin-Neukölln aufgehalten und sich bei verschiedenen Geschäften als Fensterputzer angeboten haben. Zeitweilig soll er in Begleitung eines anderen Jugendlichen gewesen sein. Die umfangreichen Ermittlungen, die zum Teil auch in der Homosexuellen-Szene geführt wurden, erbrachten bislang keine konkreten Anhaltspunkte zur Klärung des Vermisstenfalles.

Personenbeschreibung:

Größe ca. 1,30 Meter, schlank, grau-braune Augen, besonderes Merkmal: kleines Muttermal auf der linken Wange.

Bekleidet war er mit einer schwarzen Jacke, rote Hose, Schirmmütze, braune Schuhe.

Der Junge ist zweisprachig aufgewachsen: deutsch und serbo-kroatisch

Die Fragen der Polizei:

Wer kann Angaben zu den Umständen des Verschwindens oder zum gegenwärtigen Aufenthaltsort von Samir Beganovic machen?

Hinweise bitte an die Dienstelle des Landeskriminalamtes (LKA 4124) unter Telefon 030/699 - 327240.


VITALI SPERLING

Ostrach. Am 7. April 1994 machten Vitali (7) und sein Vater einen Ausflug an den Baggersee Grenis - 47 Minuten von Ostrach entfernt. Vermutlich, weil der Vater mal austreten musste, ließ er seinen Sohn kurzzeitig an einer Böschung alleine. Als er wiederkam ist Vitali verschwunden. 

Die Möglichkeit, daß Vitali im Baggersee ertrunken ist, wurde durch den Einsatz von Polizeitauchern ausgeschlossen.

Die Ermittler wenden sich an die Bevölkerung und erhofft sich die Beantwortung folgender Fragen:

Wo könnte sich Vitali aufhalten?

Können Sie Angaben zu Vitalis Verschwinden machen?

Wann haben Sie Vitali zuletzt gesehen?

Melden Sie jeden Hinweis, auch wenn er Ihnen noch so unwichtig erscheint!

Hinweise bitte an jede Polizeidienststelle erbeten.



1995

CHRISTOPHER FRANK

Borna. Der Junge, der am 18. April 1995 wie jeden Tag mit seiner Großmutter im Bornaer Wohngebiet An der Wyhra das Haus verlässt, um in den Kindergarten zu gehen, heißt Christopher Frank und ist erst zwei Jahre alt. Dort allerdings kommt er nie an. Als ihn die Oma für eine kurzen Moment aus den Augen lässt, ist er weg. 

Bis heute ist er verschwunden und gehört zu den ungelösten Vermisstenfällen, wie Polizeisprecher Uwe Voigt bestätigt. Einer der spektakulärsten Vermisstenfälle in den letzten Jahrzehnten in Borna. Stundenlange Suche nach dem kleinen Christopher lautet die Titelzeile in der Bornaer LVZ-Ausgabe vom 19. April 1995. Von nun an werden wochenlang Meldungen über den verschwundenen Jungen in der Zeitung stehen. 

Es folgt eine aufwendige Suche nach dem Kind, das sich bei den morgendlichen Gängen zum Kindergarten mit seiner Oma jeden Tag unter einem bestimmten Balkon versteckt hatte. Ein alltäglicher Spaß für den Jungen, weshalb ihn die Oma auch am 18. April dort vermutet - ihn aber nicht findet. Nachdem sie ihren Enkel kurz nach acht Uhr bei der Polizei als vermisst gemeldet hat, beginnt die Suche. 

Ein Großaufgebot an Suchkräften rückt an - Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei in Leipzig, Taucher, die sächsische Hubschrauberstaffel und Feuerwehrleute. Sie durchkämmen das Wohngebiet, seinerzeit im Volksmund wie schon zu DDR-Zeiten Paschke-Viertel genannt, und das Gebiet um die nahe Wyhra. Heraus kommt bei der Suche nichts, auch wenn sich ein älterer Herr am Nachmittag bei der Polizei meldet und erklärt, er habe den vermissten Jungen an der Wyhrabrücke gesehen und nach Hause gebracht. Das traf aber nicht zu und muss wohl der Einbildung des alten Herrn entsprungen sein.

Bis heute, habe nicht abschließend geklärt werden können, was letztlich mit dem Jungen passierte. Und weiter: Es gibt in jedem Vermisstenfall den Punkt, an dem alle Ermittlungen und Suchmaßnahmen erschöpft sind. Das sei auch im Fall Christopher Frank so gewesen. Damals erklärte die Polizei, daß der Junge in die Wyhra gefallen sei, die zu dieser Zeit Hochwasser führte. Eine Leiche wird allerdings nie gefunden. Die Familie des Jungen hingegen geht von einer Entführung aus. Die Großmutter und ihre Tochter ziehen später aus Borna weg, weil sie es in der Stadt nicht mehr aushalten.

Neue Erkenntnisse hat die Polizei im Fall Christopher seither nicht gewonnen, sagt Polizeisprecher Voigt. Der Fall bleibe aber in den Akten, und zwar mindestens 30 Jahre. Im konkreten Fall auch länger, weil der Junge zum Zeitpunkt seines Verschwindens noch sehr jung war. Voigt: Die Fahndung bleibt über diesen Zeitraum im polizeilichen Datenbestand. Zudem seien die Identifizierungsunterlagen, etwa eine Vergleichs-DNA, in die Datei des Landeskriminalamtes eingestellt. Ein Funke Hoffnung bleibt immer. Die gebe es, sagt Voigt - solange die Person im Idealfall lebend oder letztlich auch tot aufgefunden worden ist. 


TILL KRATZSCH

Berlin. Am 14. Juli 1995 begleitete der Schüler Till Kratzsch (13) einen Freund aus Bielefeld zum Bahnhof Zoo. Dann verlor sich seine Spur. Seit dieser Zeit sucht Kriminalhauptkommissar Rainer Horwath von der Vermisstenstelle des Landeskriminalamtes nach dem Jungen. Die Hoffnung, daß Till Kratzsch noch lebt, teilt der Ermittler mit der Mutter des Vermissten. 

Als Till Kratzsch verschwand, war seine Mutter wie vor den Kopf gestoßen. Wir haben immer offen miteinander gesprochen, sagt Claudia Kratzsch, und hatten ein ziemlich verbindliches Verhältnis. Doch heute glaube ich, daß Till sensibler dafür war, daß in meiner damaligen Beziehung etwas nicht stimmte.

Besonders zwei Hinweise von Zeugen hält Horwath für glaubhafte Anhaltspunkte, daß sich Till Kratzsch zwischenzeitlich in der Punkerszene aufgehalten hat. Im Sommer 1997 will ein 18jähriger Mann aus Landsberg am Lech den Vermissten am Mannheimer Hauptbahnhof getroffen und dann in einer Fahndungssendung im Fernsehen wiedererkannt haben. Der Zeuge berichtete, der junge Mann habe ihm erzählt, daß er den Winter auf Korsika verbringen wolle. Und er habe ihm einen Zettel überreicht, auf den er Strichmännchen gemalt hatte - genau solche, wie sie Till Kratzsch zu zeichnen pflegt.

Die zweite Spur: Es meldeten sich zwei Frauen bei der Polizei. In der Nähe der damaligen Wagenburg am Bethaniendamm in Kreuzberg begegneten sie einem jungen Mann im Punker-Outfit, den eine der Frauen zunächst für ihren Stiefbruder hielt. Der Irrtum klärte sich schnell auf. Es war ein anderer. Aber der Stiefbruder sieht Till Kratzsch zum Verwechseln ähnlich.

Personenbeschreibung:

Größe: 1,64 Meter, kurze krause braune Haare, blaue Augen. Besondere Merkmale: Narbe zwischen den dicht zusammengewachsenen Augenbrauen.

Bekleidung: schwarze Hose, schwarzer Kapuzenpullover und weiße Turnschuhe. Er führte einen blauen Rucksack Marke Eastpak und einen Sony-Walkman mit sich.

Wenn Sie:

Till gesehen haben, etwas von Till gehört haben, Angaben zu Till's Verschwinden machen können, Angaben zu Till's derzeitigem Aufenthaltsort machen können oder sonstige Hinweise geben können, wenden Sie sich bitte unverzüglich an bei einer Polizeidienststelle.


1996

DEBORAH SASSEN

Düsseldorf. 13. Februar 1996. Es ist der Tag, an dem Deborah - genannt Debbie - Sassen verschwand. Niemand weiß, was mit Debbie (8) geschah. Ein grausames Schicksal, das die Ehe der Eltern zerbrach und sich Debbies große Schwester Anita (19) aus Verzweiflung das Leben nahm. Auch Mutter Dagmar, die jetzt an der Ostsee lebt. An und in ihr spürt man das unendliche Leid der Jahre. Jürgen, ihr geschiedener Mann, lebt in Neuss in einer neuen Welt, in der es die Familie nicht mehr gibt. Er sagt: Das ist mein Schutz, damit ich nicht völlig zerbreche.

Debbie Sassen kommt am 13. Februar 1996 gerade vom Schwimmunterricht. In wenigen hundert Metern wäre sie zuhause gewesen, aber sie drehte um und ging zur Schule zurück, weil sie etwas vergessen hatte. Auf diesen Metern verlor sich ihre Spur bis heute. Um 12 Uhr wird Debbie zuletzt gesehen. Als sie nicht zum Mittagessen zu Hause ist, melden ihre Eltern sie als vermisst. Die Polizei verfolgt Dutzende Spuren - vergeblich. Debbie bleibt verschwunden.

Die Akte wurde nie geschlossen. Für den damaligen Chef-Ermittler Dietmar Wixfort ist jedes Detail des Falles noch gegenwärtig und Staatsanwalt Matthias Ridder würde gerne die Ermittlungen sofort wieder aufnehmen. Seit mehr 20 Jahren Jahren fahndet Chefermittler Dietmar Wixfort (mit einem anfangs 40köpfigen Team) nach dem verschollenen Kind - bis heute vergeblich. Schon zum zehnten Jahrestag des Verschwindens 2006 hatte Wixfort ausgesprochen, wovon er seit langem überzeugt war: Die Wahrscheinlichkeit, Debbie lebend zu finden, ist äußerst gering. Ich gehe davon aus, daß das Mädchen tot ist.


FRANZISKA KALLENBERG

Franziska Kallenberg (3) aus Remstädt bei Gotha wird seit dem 3. August 1996 vermisst. Damals war sie gerade einmal drei Jahre jung, als ihre Mutter Gabrielle Kallenberg aus Remstädt (Thüringen) am 5. August 1996 ermordet am Grenzberg aufgefunden wird. 

Dort traf sie sich regelmäßig mit einem verheirateten Mann, der wahrscheinlich auch der Vater von Franziska ist. In unmittelbarer Nähe des Leichenfundortes wurde der Kinderwagen von Franziska gefunden. Von der damals dreijährigen Franziska aber fehlt jede Spur. 

Der Kindsvater wird Ende 1997 vom Landgericht Erfurt in einem Indizienprozeß wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Zu vermuten ist, daß Gabrielles Mörder auch die kleine Franziska umgebracht hat.


ANNIKA SEIDEL


Kelkheim. Annika Seidel (11) ist am 10. September 1996 gegen 17.15 Uhr mit ihrer Mutter in der Innenstadt von Kelkheim unterwegs, dort lebt die Familie. Sie wollen bei einer Lottoannahmestelle einen Lottoschein abgeben. Auf dem Rückweg nach Hause trennen sich die Wege der beiden gegen 17.50 Uhr auf Höhe des Bahnhofs Kelkheim. Annika überquert den Fußgängerüberweg in der Bahnhofstraße. Sie hat ihrer Mutter zuvor gesagt, im Zoocenter in der Feldbergstraße ein Flohmittel für ihren Hund kaufen zu wollen.

Es ist ein Horror-Szenario für alle Eltern: Die Mutter schickt ihre elfjährige Tochter in die nur 500 Meter entfernte Zoohandlung, um ein Flohspray für den Familienhund zu besorgen, doch das Kind kommt nie dort an. Dieser Alptraum ist am 10. September 1996 für Familie Seidel bittere Realität geworden. Die ganze Region war damals in Aufruhr: Die Polizei hat eine groß angelegte Suchaktion gestartet und in alle Richtungen ermittelt, doch das Mädchen blieb verschwunden - bis heute.

Auch die Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst mit einer Sondersendung Wo ist mein Kind? konnte kein Licht ins Dunkel bringen. Die Hoffnung Annika lebend zu finden ist mittlerweile äußerst gering. Die Polizei geht davon aus, daß sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist und nicht mehr lebt. 

Gerade für die Familie ist es wichtig zu erfahren was mit ihrem Kind passiert ist. Ihre Mutter wird von dem Schicksal ihrer Tochter nichts mehr erfahren, sie ist mittlerweile verstorben.

1990

INES HEIDER Hermsdorf. Die 27jährige aus Hermsdorf arbeitete als Köchin und Kellnerin und hatte einen kleinen Sohn. Mit dem Vater des Zweijä...